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Der längste Weg – Was kommt als Angehöriger auf mich zu?

Wenn ein geliebter Mensch schwer erkrankt, stehen Angehörige oft vor einer langen, emotionalen Reise – von der Organisation der Pflege über rechtliche Fragen bis hin zur Selbstfürsorge. Wir beleuchten, was auf Sie zukommt, wie Sie die Wünsche Ihres Angehörigen respektvoll umsetzen und Unterstützung in Anspruch nehmen können, um diese herausfordernde Zeit gemeinsam zu meistern.
Frau auf Balkon

Angehöriger eines schwerkranken Menschen zu sein schmerzt, aber die Pflege kann mit guter Vorbereitung und Kommunikation gemeistert werden.


Am Anfang steht oftmals eine schwere Diagnose. Krankheiten, die im Verlauf nicht therapierbar sind und zum Versterben, des geliebten Menschen führen werden. Aber auch Unfälle oder schlicht das Lebensalter sorgen dafür, dass sich sowohl Patienten als auch Angehörige mit dem Thema “Sterben auseinandersetzen müssen. 

Miteinander sprechen, auch wenn es schwer ist: Zunächst gilt es wichtige Dinge rechtzeitig zu klären. Viele Angehörige kennen die Wünsche der Sterbenden recht gut, oder glauben sie zu kennen. Jedoch darf der Wille (oder der mutmaßliche Wille) des Patienten niemals aus den Augen verloren werden. Oftmals offenbaren sich Differenzen in der Vorstellung, wie der Sterbeprozess gestaltet werden soll erst bei einem ausführlichen Gespräch. Im Zuge dieser Gespräche sollte der Wille des Patienten klar dokumentiert werden, um Missverständnisse zu vermeiden. 

Rechtsicherheit schafft Sicherheit und Entlastung: Der erste Schritt sollte nach dem Gespräch, das Verfassen einer Patientenverfügung sein. Hierbei ist wichtig, dass der Betroffene für sich selbst klären konnte, welche Maßnahmen er wünscht und welchen Inhalt die Verfügung haben soll. Unabhängige Beratung zu diesem Thema bietet z.B. die deutsche Stiftung Patientenschutz . Die Bundesregierung stellt ebenfalls Informationsmaterial zur Verfügung und liefert über einen Textbausteingenerator gleich eine Möglichkeit mit eine solche Patientenverfügung zu erstellen. 

Dadurch, dass hier der Wille des Patienten festgehalten wird, dem die behandelnden Ärzte entsprechen müssen, werden aber auch die Angehörigen entlastet. Sie müssen nichts entscheiden, was sie eventuell in Gewissenskonflikte bringt, da der Wille des Patienten erfüllt wird. 

Danach sollte man sich auch über das Thema Betreuung/ Vorsorgevollmacht informieren und sich gemeinsam überlegen, was der beste Weg ist. Fühlen sie sich als Angehörige damit überfordert, gibt es auch die Möglichkeit über das Betreuungsgericht einen gesetzlich bestellten Betreuer zu bekommen. Weitere Informationen erhalten sie hier: BMJ - Vorsorge und Betreuungsrecht

Der nächste Schritt: Wo möchte mein Angehöriger die letzte Zeit verbringen? 

Diese Entscheidung ist wiederum sehr individuell und hängt von mehreren Faktoren ab. Erlaubt es zum Beispiel der Verlauf der Erkrankung, den Sterbenden nach Hause zu verlegen, oder ist die stationäre Behandlung auf einer Palliativstation notwendig? Möchte der Patient lieber zuhause sein oder in einem Hospiz? Auch hier geht es um den Willen des Sterbenden, versuchen sie auch bei dieser Entscheidung als Angehöriger keinen Druck aufzubauen. 

Viele Angehörige befürchten, dass in einem Hospiz oder der Palliativstation der Zugang zu ihren Lieben nur eingeschränkt möglich ist. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, auf den allermeisten Palliativstationen und in Hospizen sind Angehörige jederzeit willkommen und haben auch die Möglichkeit vor Ort zu übernachten. Je nach Wunsch und Situation können sich die Angehörigen meist auch an der Pflege beteiligen. Auch räumlich geht man hier andere Wege und versucht ein möglichst wohnliches Ambiente zu schaffen.

Lassen sie sich beraten: SAPV- Teams und auch der Sozialdienst im Krankenhaus bieten Hilfe -> siehe Beitrag ambulante Hospizpflege. Auch die Folgende Seite bietet übersichtlich die wichtigsten Informationen: Palliativversorgung: Gut betreut am Lebensende | gesund.bund.de

Zeit für Selbstfürsorge: Viele Angehörige glauben, dass sie erst nach dem Tod ihres geliebten Menschen einen Anspruch auf Trauer und Hilfsangebote haben. Sie wollen möglichst viel für ihre Angehörigen tun und vergessen dabei oftmals das Thema Selbstfürsorge. Dabei ist das Gegenteil der Fall, man kann nur dann angemessen für seine Lieben da sein, wenn zwischendurch abschalten kann und seine eigene psychische und körperliche Gesundheit im Blick behält.

  • Psychoonkologen sind auch für Angehörige kompetente Ansprechpartner, lassen sie sich zum Beispiel über das SAPV-Team entsprechend vermitteln
  • Ambulante Hospizdienste beraten und unterstützen nicht nur den Sterbenden, auch die Angehörigenbetreuung gehört zu ihren Aufgaben
  • Auch die Telefonseelsorge kann kurzfristig erreicht werden, um Belastungen zu teilen
  • auch psychosoziale Beratungsdienste bieten Hilfe an z.B. in Hessen

All diese Angebote stehen ihnen Selbstverständlich auch am Ende als Trauender zur Verfügung. Zusätzlich dazu gibt es verschiedene Angebote wie  Trauerbegleitung  oder Trauergruppen  

Die Verantwortung teilen: Sie müssen als Angehöriger nicht alles allein meistern. Versuchen sie sich Freiräume für sich und ihren Angehörigen zu schaffen, indem sie Aufgaben abgeben. 

Nutzen sie die Möglichkeiten, die ihnen durch die Kranken- und Pflegekassen zur Verfügung gestellt werden. Die jeweiligen Kassen informieren sie auch über spezielle Angebote in ihrer Situation. Beispielsweise bietet sich für gesetzlich Versicherte die Möglichkeit sich für bis zu 10 Tage von ihrer Arbeit freistellen zu lassen (bei Entgeltfortzahlung), besonders für Akutereignisse oder um die weitere Versorgung zu planen. Es besteht auch die Möglichkeit im Rahmen der Sterbebegleitung bis zu 3 Monate von der Arbeit freigestellt zu werden. Ein Beispiel für eine Informationsseite der Krankenkasse ist hier die AOK

Verteilen sie Aufgaben um. Jeder wird dafür Verständnis haben, dass sie nicht noch mehr Aufgaben übernehmen können. Kleinigkeiten können schon helfen. Viele ambulante Pflegedienste bieten auch Haushaltshilfe an. Das spart Zeit, die sie entweder für sich oder für ihre Angehörigen nutzen können. 

Auch majasana kann hier seinen Beitrag leisten. Die Zeit für das Sortieren der Medikamente entfällt und durch die Erinnerungsfunktion kommen die Medikamenteneinnahmen nicht zu kurz. Auch wenn Sie mal keinen Kopf dafür haben.